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Blankenburg

Die Blütenstadt am Harz!

Foto: Jana Böhme

28.05.2022

Neue Bronzeglocke in Börnecke geweiht

Zu Himmelfahrt, am 26. Mai 2022, wurde im Rahmen eines Festgottesdienst, den Pastor Oliver Meißner und Probst Jens Höfel gemeinsam in der St. Petri Kirche in Börnecke hielten, die neue Bronzeglocke geweiht. Seit diesem Tag sind nun wieder zwei Bronzeglocken in Börnecke zu hören. Die Börnecker mussten pandemiebedingt zwei Jahre auf ihre neue Glocke warten. Denn für die Kirchgemeinde stand fest, dass die Glockenweihe in der dörflichen Gemeinschaft würdig begangen werden sollte. Nachdem sie bereits seit zwei Jahren im Eingangsbereich des Kirchenportals stand, befindet sie sich nun an ihrem neuen Bestimmungsort und ist offiziell geweiht. 

Einen Glockenguss und eine Glockenweihe erlebt man nicht alle Tage. So fanden sich rund 200 Gäste aus nah und fern ein, um dem Schauspeil beizuwohnen. Unter Ihnen befanden sich Ortsbürgermeister Rüdiger Klamroth, die Bundestagsabgeordnete Heike Brehmer, der Landtagsabgeordnete Alexander Räuscher sowie der Stadtratsvorsitzende Klaus Dumeier. Großen Anklang fand das Programm der Kinder der Kita „Kükennest“. Der Parforcehorn-Bläserkreis Nordheide untermalte den Festgottesdienst musikalisch mit ihren auf Naturhörnern gespielten Stücken. Den Nachmittag ließen die Besucher bei Kaffee und Kuchen, Würstchen und Jägerpfanne auf dem Schulhof ausklingen.

Wie Ortsbürgermeister in seinem Grußwort mitteilte, begann die Odyssee der originalen Bronzeglocken bereits im Jahr 1917 als das Berliner Kriegsministerium anwies diese aus den Kirchen zu holen, um sie einzuschmelzen. 1918 erfolgte dann tatsächlich die Demontage beider Glocken, auch die Prospektpfeifen der Engelhardorgel wurden abgebaut. Dies ließen die Börnecker nicht freiwillig geschehen, erst unter Androhung militärischer Gewalt fügten sie sich notgedrungen. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges Kriegs konnte bereits im Jahr 1919 eine neue Stahlglocke angeschafft werden. 1931 herrschte dann große Freude, als vom Börnecker Bahnhof mit einen festlich geschmückten Pferdewagen eine neue Bronzeglocke abgeholt wurde und am 27.03.1931 festlich geweiht wurde. 

Doch das nächste Schreckensszenario bahnte sich mit dem zweiten Weltkrieg an, in einer Nacht- und Nebelaktion wurde die gerade einmal 12 Jahre alte Bronzeglocke ausgebaut und aus dem Turm geworfen, die zersplitterten Sandsteinplatten im Eingangsbereich sind noch heute Zeugnis dieser Aktion. Nunmehr war noch die Stahlglocke da, treu begleitete sie die Menschen in Börnecke weitere 50 Jahre. Im Jahr 1991 begann dann das Sammeln für eine neue Bronzeglocke, die dann im Jahr 1993 im Rahmen eines Festumzuges unter Beteiligung des gesamten Ortes und eines Posaunenzuges feierlich durch Börnecke gefahren wurde. Die „treue alte Stahlglocke“ wurde aus Sicherheitsgründen außer Betrieb genommen und hing neben der kleinen jungen Schwester knapp 30 Jahre unbenutzt und fast vergessen im Turm. Über viele Jahr hinweg wurde mit Beharrlichkeit Stück für Stück das Geld für die neue Glocke gesammelt. Der Guss erfolgte dann im September 2020 im hessischen Sinn, coronabedingt unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Am 25.04.2022 erfolgte dann der Glockentausch- ein großes Ereignis, für den Blankenburger Ortsteil. Ein Autokran hievte zuerst die alte Stahlglocke aus dem Turm, dann die neue hinein. Das halbe Dorf verfolgte diese Aktion, begleitet von einem Programm der Kita-Kinder. 

Rund 108 Jahre nach dem Beginn der Börnecker Glockenodyssee, duften die Anwesenden zu Himmelfahrt 2022 erleben, wie der ursprüngliche Zustand mit zwei funktionierenden Bronzeglocken wieder hergestellt wurde. „Ihr gemeinsamer Klang zu den verschiedensten Anlässen möge die Menschen in unserem Börnecke hoffentlich viele Jahrzehnte durch ihr Leben begleiten dürfen“, freute sich Rüdiger Klamroth. Doch auch die alte, stark verrostete und unansehnliche Stahlglocke hat noch nicht ausgedient. Sie soll einer Wellnesskur unterzogen werden und anschließend im Eingangsbereich der Kirche einen würdigen Platz erhalten. Auf zwei großen Namenstafeln wird der Toten beider Weltkriege gedacht, die Glocke bekommt somit einen würdigen Platz als direkter Zeitzeuge dieser schlimmen Vergangenheit. 

„Und wieder waren es die Menschen unseres gesamtes Dorfes welche die Finanzierung möglich machten“ zeigte sich Rüdiger Klamroth dankbar über das Engagement der Börnecker.