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Blankenburg

Die Blütenstadt am Harz!

Foto: Jana Böhme

31.08.2022

Pocket Park entwickelt sich in Blankenburg

Vom 18. bis 20. August 2022 fand in Blankenburg (Harz) auf dem Großen Schloss das zweite Future Forest Forum der Future Forest Initiative statt. Es trafen sich rund 200 Expertinnen und Experten aus der Wald- und Forstwirtschaft, Waldbesitzerinnen und -besitzer, Investorinnen und Investoren und innovative Startups mit neuesten Geschäftsmodellen rund um eine nachhaltige Entwicklung des Ökosystems Wald, um sich in intensiven Workshops, interessanten Vorträgen und Barcamps auszutauschen.

Ein Teil des Forums war die Präsentation von Ulrich Grauvogel und Johannes Wagner von der Firma BISON FOREST aus Wiesbaden. Die Folgen des Klimawandels zeichnen sich deutlich in unseren Bäumen ab – nicht nur im Wald, sondern auch in den Städten. Der Ansatz von BISON FOREST war die Frage, ob man forstliche Technologien auch im Kleinen auf urbane Probleme bei der Baumanpflanzung projizieren könne. „Ja, man kann“, sind sie der Meinung. Mit sogenannten Pocket Parks, also Parks für die Hosentasche. Es fallen Begriffe wie Kulturschocksteuerung, Wurzelgesundheit, Restholzmanagement, Ingenieurbiologie und Symbiosen. Urbane Gartenelemente wie Baumscheiben und Grünanlagen können von waldbaulichen Techniken enorm profitieren. So sehen sie das Verfahren, bei einer Baumneupflanzung erst die Wurzel eines zuvor gefällten Baumes zu roden, als veraltet an. „Von der Natur ist dies ja auch nicht vorgesehen“, sagt Ulrich Grauvogel. So werden bewusst Standorte ausgewählt, an denen noch der alte Baumstumpf vorhanden ist, um sich diesen gezielt zunutze zu machen. Um diesen Baumstumpf herum existiert ein Ökosystem, von dem neue Setzlinge profitieren können. Gedacht ist das Ganze als Open Source Modell. Es soll eine Bewegung werden: Pocket Parks und Tiny Forests als Lebensraumangebote – mit der Natur, nicht gegen sie.

„Jeder Teil des Pocket Parks und jede Pflanze hat eine Aufgabe“, erläutert Ulrich Grauvogel. „Die Bonanzabretter sind örtlich verfügbares Kreislaufmaterial, spenden Schatten und brechen den Wind. Die Longifolia oder Kojotenweide sichert den Oberboden im Hang mit schneller Wurzelbildung. Der beigegebene Waldboden und das Altlaub ersetzen den Dünger und sind Heimat für wichtige Mikroorganismen. Der Pocket Park wird zusammen mit dem verrottenden alten Baumstumpf zu einem Feuchtigkeitsspeicher.“

Anschaulich wurde dies, als ein erster Pocket Park direkt vor Ort eingerichtet wurde. Im Vorfeld gab es dazu intensive Abstimmungen zwischen Ulrich Grauvogel und Jana Schrader vom kommunalen Bauhof. Im Fürstengrund wurde ein Baumstumpf für ein Pilotprojekt ausgewählt, auf rund zwei Quadratmetern mit Brettern eingerahmt und mit einer Auswahl an gerüstbildenden Pflanzen wie Kojotenweiden und Mandelweiden sowie mit sogenannten Zukunftsbäumen wie Zerreiche, Roteiche, Walnuss und Flaumeiche bepflanzt. Als Ganzes bildet der Park in den ersten Jahren ein buntes Ensemble, bevor im Laufe der Jahre dann die schwächeren Pflanzen herausgepflegt werden und ein kerngesunder Zukunftsbaum mit ein paar Kleinsträuchern übrigbleiben.

Initiiert wurde das Pilotprojekt durch Marcus Plättner, Mitgeschäftsführer der in diesem Jahr gegründeten Future Forest GmbH & Co.KG. Die Firma Plättner Elektronik GmbH hat die Anlage gesponsort.

„Das Future Forest Forum ist ein großartiges Format – und das auch noch direkt vor unserer Haustür“, zeigt sich Jana Schrader begeistert. „Ich freue mich sehr, dass wir in diesem Rahmen die Möglichkeit für dieses Projekt hier bekommen haben.“ Ingo Eberspach, bei der Stadt für die kommunalen Bäume verantwortlich, ergänzt: „Ich bin sehr gespannt auf die Entwicklung unseres Pocket Parks.“

Bild: Johannes Wagner, Jana Schrader, Ingo Eberspach und Ulrich Grauvogel kurz nach der Anlage des Pocket Parks während des Future Forest Forums (v.l.n.r.) Foto: Jana Böhme