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Blankenburg

Die Blütenstadt am Harz!

Foto: Jana Böhme

08.05.2020

Zum Gedenken an die Zerstörung Blankenburgs am 20. April 1945

Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, endete der II. Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht. In verschiedenen europäischen Ländern ist der Tag heute ein Gedenktag zur Befreiung vom Nationalsozialismus. Durch alliierte Truppen wurden Hunderttausende befreit, die aus politischen, rassischen, religiösen und anderen Gründen in Zuchthäusern, Konzentrations- und Vernichtungslagern eingesperrt waren. Auch nichtinhaftierte Menschen, welche mit der NSDAP-Diktatur nicht einverstanden waren und teilweise aus dem Untergrund gegen diese kämpften, wurden befreit.
Am 8. Mai 2000 sagte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder: „Niemand bestreitet heute mehr ernsthaft, dass der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung gewesen ist – der Befreiung von nationalsozialistischer Herrschaft, von Völkermord und dem Grauen des Krieges.“

Zerstörung Blankenburgs am 20. April 1945
Dem massenmörderischen Wahn, dem Millionen Menschen zum Opfer fielen und die zutiefst menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus hat auch noch „in letzter Minute“ zur Zerstörung von Blankenburgs Zentrum, am 20. April 1945, geführt.

Bereits am 8. April wurde Halberstadt durch alliierte Luftangriffe nahezu dem Erdboden gleich gemacht. Über diesen Tag schrieb der Blankenburger Wilhelm Ebeling in seinem Tagebuch: „Es war ein klarer schöner Sonnentag und wir konnten von unserem Park aus beobachten, wie die Rauchzeichen und dann die Bomben auf Halberstadt fielen. Etwa 40 Minuten dauerte der Angriff der amerikanischen Flieger und bald hörten wir, dass Halberstadt genauso ein Trümmerhaufen wie Magdeburg geworden ist.“

Nun stellte sich die Blankenburger Bevölkerung die Frage, wann ihre Stadt wohl dasselbe Schicksal ereilen würde. Von ihren Balkonen aus konnten die Einwohner die riesigen Brände über Halberstadt erkennen. Die Aufregung wuchs, nachdem bekannt wurde, dass Blankenburg statt zur „Lazarettstadt“, wie z.B. Harzburg, Goslar und Braunlage, zur „Festung“ erklärt wurde. Dies geschah trotz zäher Verhandlungen seitens der Vertreter der Stadt und des Chefarztes und, wegen der zahlreichen Lazarette in der Stadt, gegen jede Vernunft. Es wurde keinerlei Rücksicht auf die vielen Kranken und zahlreichen Verwundeten genommen.

In der „Harzer Tageszeitung“ vom 17. April war dann zu lesen: „Durchbruch bei Blankenburg gescheitert - Amerikanischer Vormarsch verlangsamt“. An die damit verbundenen letzten Durchhalteparolen glaubte die Bevölkerung längst nicht mehr. Denn der Geschützdonner aus westlicher Richtung war nur zu deutlich zu vernehmen. Die meisten Familien suchten als Zuflucht vor einem befürchteten Großangriff neben den Luftschutzkellern in den eigenen Häusern auch die Stollenanlagen am Schiefer- und im Heidelberg sowie die Stollen unter dem Eichenberg auf.  Hier in denen mussten bis zum 6. April 1945 noch die KZ-Häftlinge arbeiten.

Aus den Lebenserinnerungen des früheren Bürgermeisters Karl Zerbst und auch anderen Zeitzeugenberichten kann man entnehmen, dass als eine der letzten Maßnahmen zur Einschüchterung der Stadtbewohner in den Tagen unmittelbar vor dem Einmarsch der Alliierten am Rathaus ein Galgen aufgestellt wurde. Verbunden mit der Drohung, jeden daran aufzuhängen, der von einer Übergabe der Stadt zu reden wage. In der Kommandantur, die sich in einem Pensionshaus der damaligen Institutsstraße (heutige Gnauck-Kühne-Straße) befand, kündigte der circa 28-jährige Major als Kommandant die Verteidigung der Stadt bis zum letzten Haus an. Dieser Einstellung fielen in den folgenden Tagen noch viele Menschenleben sinnlos zum Opfer.

Der Morgen des 20. April wurde von vielen Einwohnern als „Ruhe vor dem Sturm“ empfunden. Um 11.00 Uhr fielen die Bomben, die ca. 70 Menschen das Leben kosteten und fast ebenso viele Häuser zerstörten. Die Blankenburger Innenstadt stand in Flammen. Doch noch immer wurde keine weiße Fahne gehisst. Am Nachmittag überflogen erneut amerikanische Flugzeuge den Ort. Erst nach der erneuten Warnung der Amerikaner, die Stadt nun endlich zu übergeben, sonst würde Blankenburg mit einem dichteren Bombenteppich überzogen, wurde kein Widerstand mehr geleistet. Gegen 17.30 Uhr fand im Rathaus die Übergabe der Stadt an einen amerikanischen Offizier statt.

Auch wenn im Vergleich zu anderen Städten die Verluste in der Zivilbevölkerung von den Behörden als relativ gering eingeschätzt wurden, ist jedes ausgelöschte Menschenleben ein Opfer zu viel. Um sich diese Tatsache immer wieder vor Augen zu führen, ist es wichtig auch der Bombenopfer des letzten Krieges in unserer Stadt, auch nach 75 Jahren noch zu erinnern und auch des 8. Mai, als den Schlusspunkt der Nazidiktatur und Nazibarbarei.

Das Hotel "Weißer Adler" in der Langen Straße wurde bei den mehrtägigen Angriffen vollständig zerstört.